September 2023


Blutzuckerwerte auf lange Sicht

Der HbA1c-Wert

Für Menschen mit Diabetes gehört die Bestimmung des Blutzuckers zur täglichen Routine. Darüber hinaus bestimmt der Arzt bzw. die Ärztin in regelmäßigen Abständen – etwa alle 3 Monate – einen weiteren Wert, den sogenannten HbA1c-Wert. Was genau verbirgt sich dahinter?

Was ist der HbA1c-Wert?

Bei der regulären Blutzuckermessung – etwa über Teststreifen, die in ein Blutzuckermessgerät gesteckt werden – wird ermittelt, wie hoch der Blutzuckerspiegel zum Zeitpunkt der Messung ist. Die Bestimmung des HbA1c-Werts hat hingegen einen anderen Ansatzpunkt: Sie erlaubt einen Blick in die Vergangenheit und gibt Aufschluss darüber, wie hoch der Blutzucker in den zurückliegenden 8 bis 12 Wochen war.

Klingt nach Magie? Lässt sich aber leicht erklären durch die Biologie: Die mit der Nahrung aufgenommenen bzw. beim Stoffwechsel hergestellten Zuckermoleküle müssen in die Körperzellen transportiert werden, um dort als Energielieferant dienen zu können. Hierzu heften sich die Zuckermoleküle an einen bestimmten Bestandteil des Bluts an, den roten Blutfarbstoff, auch Hämoglobin genannt (abgekürzt „Hb“). So gelangt der Zucker mit dem Blutstrom bis in die kleinsten Blutgefäße und in alle Körperzellen.

Das mit Zucker (Glukose) „beladene“ Hämoglobin wird abgekürzt als „HbA1c“ bezeichnet. Das bedeutet: Je mehr Hämoglobin (Hb) mit Zuckermolekülen bestückt ist (und somit zu HbA1c wird), desto höher ist der HbA1c-Wert und desto mehr Zucker zirkuliert im Blut. Da die roten Blutkörperchen etwa alle 90 bis 120 Tage erneuert werden, gibt die Bestimmung des HbA1c-Werts ein Bild davon, wie hoch der durchschnittliche Blutzuckerspiegel in den letzten drei Monaten war. Der HbA1c-Wert ist somit eine Art Langzeitgedächtnis für den Blutzucker.

Wie wird der HbA1c-Wert bestimmt?

Um den HbA1c-Wert zu ermitteln, nimmt der Arzt bzw. die Ärztin etwas Blut ab. Die Blutprobe wird zur Auswertung in ein Labor geschickt. Im Laborbefund kann der HbA1c-Wert auf zwei verschiedene Arten angegeben sein:

  • in Prozent (%)
  • in Millimol pro Mol (mmol/mol)

Beide Darstellungsarten sagen dasselbe aus: Sie geben an, wie groß der Anteil des mit Zucker beladenen Hämoglobins (HbA1c) am gesamten Hämoglobin (Hb) ist. Da der HbA1c-Wert immer nur einen Blick in die vergangenen 90 bis 120 Tage erlaubt, ist es wichtig, regelmäßige Routineuntersuchungen wahrzunehmen – etwa alle 3 Monate.

Wie hoch sollte der HbA1c-Wert sein?

Es gibt nicht den einen HbA1c-Wert, der von allen anzustreben ist. Vielmehr legt der Arzt bzw. die Ärztin einen patientenindividuellen sogenannten Zielwert fest, der spezifisch auf die jeweilige Ausgangslage bei der betreffenden Person abstellt. Wichtigstes Kriterium ist dabei das Alter. Für ältere Menschen mit Diabetes werden in der Regel höhere Zielwerte angesetzt (das heißt, es ist mehr Zucker im Blut „erlaubt“). Denn bei älteren Menschen ist es besonders wichtig, durch Blutzuckerschwankungen entstehende Unterzuckerungen zu vermeiden, um die Patient*innen beispielsweise vor den Gefahren durch Stürze zu schützen. Als grobe Richtwerte für den HbA1c-Wert gelten:

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes

7,5 % bzw.
58 mmol/mol

 
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes

6,5–7,5 % bzw.
48–58 mmol/mol

Warum ist der HbA1c-Wert so wichtig?

Der HbA1c-Wert vermittelt ein Bild davon, wie gut der Blutzucker in den vergangenen 8 bis 12 Wochen eingestellt war. Auf dieser Basis kann der Arzt bzw. die Ärztin einschätzen, wie gut die aktuelle Therapie funktioniert: Können die bisherigen Medikamente bzw. das aktuell verabreichte Insulin beibehalten werden? Ist an der Therapie etwas zu verändern? Sollte noch einmal verstärkt versucht werden, mit einer Änderung des Lebensstils, das heißt mit gesunder Ernährung, Gewichtsreduktion und ausreichend Bewegung, den Blutzucker positiv zu beeinflussen? Ziel ist dabei immer das Vermeiden von Diabetes-Folgeerkrankungen wie Herz- und Gefäßerkrankungen, neurologischen Störungen sowie irreversiblen Schädigungen der Nieren und der Augen.

Aber Achtung: Der HbA1c-Wert für sich allein reicht nicht aus, um die aktuelle Einstellung des Blutzuckerspiegels zu beurteilen. Denn es kann sein, dass der Blutzuckerspiegel stark schwankt – und mal sehr hoch und dann wieder sehr niedrig ist. Dies ließe sich nicht am HbA1c-Wert ablesen, denn dieser bildet einen Durchschnittswert ab – und würde somit falsche Entwarnung geben. Es ist daher wichtig, dass Sie den Verlauf des Blutzuckerspiegels kontinuierlich durch Blutzucker-Selbsttests kontrollieren.

 

MAT-DE-2302998-1.0-7/2023