Wenn die Basistherapie  mit Ernährungsumstellung und mehr Bewegung nicht den gewünschten Erfolg zeigt, wird der Diabetes zusätzlich medikamentös behandelt. Hierbei kommen zunächst blutzuckersenkende Medikamente ohne Insulin  zum Einsatz. Reicht dies ebenfalls nicht aus, um den Blutzucker  auf den Zielwert  zu bringen, wird Insulin eingesetzt, entweder parallel zu den bisherigen blutzuckersenkenden Medikamenten oder als alleinige Therapie.

Medikamente statt gesunder Ernährung?

Bitte beachten Sie: Blutzuckersenkende Medikamente sind kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zur Basistherapie . Es ist wichtig, dass Sie trotz der Einnahme von Medikamenten auf Ihr Körpergewicht und auf eine gesunde, diabetesgerechte Ernährung achten und sich ausreichend bewegen!

Blutzuckersenkende Medikamente – auch Antidiabetika  genannt – wirken auf unterschiedliche Weise. Manche zielen direkt auf die Insulin-produzierenden Zellen  in der Bauchspeicheldrüse ab und bewirken, dass diese vermehrt Insulin  ausschütten. Andere haben keinen Effekt auf die Insulinausschüttung, greifen aber an anderer Stelle in den Zuckerstoffwechsel ein.

Welche blutzucker­senkenden Medikamente ohne Insulin gibt es?

Bunte Tabletten und Kapseln auf hellblauem Tisch

    Das Antidiabetikum der ersten Wahl ist meistens Metformin. Es wirkt in mehrfacher Weise regulierend auf den Blutzuckerspiegel:

    1. Es bewirkt, dass weniger Glukose  in der Leber produziert wird.
    2. Es sorgt dafür, dass die Glukose  langsamer aus den Darmzellen ins Blut aufgenommen wird.
    3. Es macht die Körperzellen empfänglicher für die Wirkung des Insulins  – oder wie der Arzt bzw. die Ärztin sagt: Es senkt die Insulinresistenz .

    Metformin wird meistens gut vertragen. Dennoch ist es nicht für alle Menschen geeignet, darunter Patient*innen mit Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, Asthma oder schwerer Herzinsuffizienz.

    Diese Medikamente bewirken, dass vermehrt Zucker mit dem Urin ausgeschieden wird. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten. SGLT-2-Inhibitoren sind nicht geeignet für Patient*innen mit schweren Nieren- oder Leberschäden, für sehr betagte Patient*innen sowie für Patient*innen, die starke harntreibende Medikamente einnehmen.

    Die auch als Gliptine bezeichneten DPP-4-Hemmer erhöhen die Menge des Hormons GLP-1, das im Darm gebildet wird: Sie verhindern („hemmen“), dass das Enzym  DPP-4, das für den Abbau dieses Hormons sorgt, seine Wirkung entfalten kann. Das Darmhormon GLP-1 regt die Bauchspeicheldrüse dazu an, Insulin  auszuschütten. Wenn durch die Einnahme eines DPP-4-Hemmers eine höhere Konzentration des Hormons GLP-1 vorhanden ist, bildet die Bauchspeicheldrüse somit mehr Insulin . DPP-4-Hemmer sind nicht geeignet für Patient*innen mit einem Risiko für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung.

    Diese Medikamente sind auch als Inkretin-Analoga  oder Inkretin-Mimetika  bekannt. Sie ahmen die Wirkung des Darmhormons GLP-1 nach, das die Bauchspeicheldrüse zur Bildung von Insulin  anregt. Dadurch wird mehr Insulin  ausgeschüttet. Parallel senken GLP-1-Rezeptoragonisten die Ausschüttung des Hormons Glukagon , dessen Aufgabe es ist, für eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels zu sorgen. Dadurch steigt der Blutzucker  weniger stark an. Zudem können einige GLP-1-Rezeptoragonisten die Magenentleerung verlangsamen, sodass die Glukose  aus der Nahrung verzögert ins Blut übertritt. GLP-1-Rezeptoragonisten haben einen positiven Effekt auf das Gewicht, das heißt, sie wirken gewichtsreduzierend. GLP-1-Rezeptoragonisten sind nicht geeignet für Patient*innen mit Niereninsuffizienz, mit einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse sowie Schwangere.

    Mit der Nahrung nehmen wir Glukose  auf. Diese liegt häufig zunächst in Form von langen Glukoseketten vor. Damit die Glukose  ins Blut aufgenommen werden kann, muss sie im Darm in einzelne Glukosemoleküle aufgespalten werden. Hierfür ist das Enzym  Alpha-Glukosidase verantwortlich. Medikamente, die die Wirkung dieses Enzyms  herabsetzen („hemmen“), bewirken somit, dass die Aufnahme von Glukose  aus dem Darm ins Blut verlangsamt wird. Alpha-Glukosidase-Hemmer sind nicht geeignet für Schwangere.

    Diese Medikamente regen die Bauchspeicheldrüse dazu an, mehr Insulin  auszuschütten. Da die Wirkung sehr schnell einsetzt, muss unmittelbar nach Einnahme der Tablette gegessen werden. Andernfalls droht eine Unterzuckerung . Sulfonylharnstoffe bewirken meistens eine Gewichtszunahme und sollten daher nicht von Patient*innen mit starkem Übergewicht eingenommen werden. Auch für Patient*innen mit schweren Leber- oder Nierenerkrankungen und Patient*innen, deren Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin  produzieren kann, sind sie nicht geeignet.

    Glinide regen die Bauchspeicheldrüse ebenso wie Sulfonylharnstoffe dazu an, mehr Insulin  zu produzieren. Allerdings wirken Glinide schneller und besonders stark nach den Mahlzeiten. Sie sollten daher vor den Hauptmahlzeiten eingenommen werden, da es andernfalls zu Unterzuckerungen kommen kann. Auch Glinide können zu einer Gewichtszunahme führen. Sie sind zudem nicht geeignet für Patient*innen mit deutlich eingeschränkter Nierenfunktion.

    Glitazone werden auch als Insulinsensitizer (von englisch „to sensitize“: sensibilisieren, empfindlich machen) oder Thiazolidindione bezeichnet. Sie bewirken, dass die Muskel- und Fettzellen des Körpers empfindlicher für das körpereigene Insulin  werden, das heißt, stärker auf das Insulin  ansprechen. Sie wirken somit einer Insulinresistenz  entgegen. Patient*innen mit einer Herzschwäche dürfen Glitazone nicht einnehmen.

Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird mit Ihnen gemeinsam besprechen, ob eine Therapie mit blutzuckersenkenden Medikamenten - ohne Insulin  - für Sie infrage kommt und welches Medikament am besten für Sie geeignet ist.

MAT-DE-2301516v1.0 5/2023